Die Lebensqualität der Kinder im Rhein-Main-Gebiet

Die NORAH-Wissenschaftler interessierten sich nicht nur für die Leseleistungen, sondern auch für die gesundheitliche Lebensqualität der Kinder. Die Fragen, die sie den Kindern und ihren Eltern stellten, betrafen zum Beispiel die Schlafqualität oder das psychische und körperliche Wohlbefinden.


Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebensqualität der Kinder im Untersuchungsgebiet insgesamt sehr hoch ist. Die vergleichsweise hoch mit Fluglärm belasteten Kinder und Eltern schätzten die gesundheitliche Lebensqualität der Kinder jedoch geringfügig schlechter ein als die gering belasteten. Der Effekt ist zwar klein, aber statistisch signifikant: Bei einer Zunahme des Fluglärms um zehn Dezibel (A) sank die Lebensqualität auf den drei- bis fünfstufigen Beurteilungsskalen um durchschnittlich 0,1 Skalenpunkte.

Die Lebensqualität aus Sicht der Kinder

Grafik Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen
Die Antwort der Kinder zu der Aussage „In der letzten Woche hatte ich Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen“ in den Gruppen mit geringer, mittlerer und hoher Fluglärmbelastung. Kinder in hoch belasteten Gebieten gaben seltener an, „nie“ Kopf- oder Bauchschmerzen gehabt zu haben.

Um zu erfassen, wie die Kinder ihre körperliche und psychische Lebensqualität beurteilen, baten die Wissenschaftler sie, verschiedene Fragen über die vergangene Woche zu beantworten. Die Kinder sollten unter anderem angeben, ob sie in dieser Zeit Kopf- oder Bauchschmerzen hatten, ob sie gut schlafen konnten und ob ihnen langweilig gewesen war. Als Antwort konnten sie „nie“, „manchmal“ oder „ganz oft“ wählen. Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Effekt des Fluglärms auf die Beantwortungen.


In der Gruppe der Kinder, die den niedrigsten Lärmbelastungen ausgesetzt waren, gaben 67 Prozent an, nie an Kopf- oder Bauchschmerzen gelitten zu haben. Von den Kindern mit der höchsten Lärmbelastung sagten dies nur 56 Prozent. Dass andere Unterschiede zwischen den Gruppen – etwa ein unterschiedlicher sozioökonomischer Status – die Antworten der Kinder beeinflusst haben, konnten die Wissenschaftler statistisch ausschließen.


Ein ähnliches Bild ergab sich, als die Kinder angeben sollten, ob sie in der vorangegangenen Woche gut geschlafen hatten. In der am stärksten lärmbelasteten Gruppe gaben 20 Prozent der Kinder an, sie hätten „nie“ gut geschlafen – im Vergleich zu 15 Prozent der Kinder, die nur wenig Fluglärm zu hören bekommen. Die Eltern allerdings beurteilen die Schlafqualität ihrer Kinder anders: Ihre Antworten auf die Frage nach dem Schlaf ihrer Kinder lassen keinen Zusammenhang zum Fluglärm erkennen.

Schlaf und psychisches Wohlbefinden

Kinderstuie-Infografik zur Aussage „In der letzten Woche konnte ich gut schlafen“
Antworten der Kinder zu der Aussage „In der letzten Woche konnte ich gut schlafen“ in den Gruppen mit geringer, mittlerer und hoher Fluglärmbelastung. Stark mit Fluglärm belastete Kinder sagten etwas häufiger, dass sie in der letzeten Woche nie gut schlafen konnten.

Zur Einschätzung des psychischen Wohlbefindens diente unter anderem die Frage, ob sich die Kinder in der vorhergehenden Woche gelangweilt hätten. Das Ergebnis: Je mehr Fluglärm, desto eher gaben die Kinder an, ihnen sei in der letzten Woche langweilig gewesen. Ein Anstieg des Fluglärms um zehn Dezibel (A) geht mit einer Verschlechterung von etwa 0,14 auf einer dreistufigen Skala einher. Nur rund 40 Prozent der Kinder mit hoher Fluglärmbelastung gaben an, dass ihnen nie langweilig gewesen war – im Vergleich zu 53 Prozent der Kinder in Gebieten mit geringer Fluglärmbelastung.

Mehr Medikamente und Sprech- oder Sprachstörungen

Insgesamt beantworteten 1.185 Eltern die Fragen der Wissenschaftler über die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder. Hierbei machten sie auch Angaben über die Krankheiten, an denen ihre Kinder leiden, und über deren Fehlzeiten in der Schule. Bei den meisten dieser Antworten konnten die Wissenschaftler keine Unterschiede feststellen, die auf den Fluglärm zurückzuführen sind.


Bei zwei Fragen allerdings zeigte sich ein Zusammenhang zwischen den Antworten der Eltern und der Fluglärmbelastung. Zum einen gaben zehn Prozent der Eltern in vergleichsweise hoch belasteten Gebieten an, dass ihre Kinder derzeit ärztlich verordnete Medikamente einnehmen. In den mittel belasteten Wohngebieten waren es hingegen nur vier und in den gering belasteten Regionen knapp sechs Prozent.


Zum anderen antworteten in den hoch fluglärmbelasteten 14 Prozent der Eltern mit „Ja“ auf die Frage „Hat ein Arzt jemals bei Ihrem Kind eine Sprech- oder Sprachstörung festgestellt?“. In den gering belasteten Gebieten gaben nur zehn Prozent diese Antwort, in den mittel belasteten Wohngegenden acht Prozent.


Diese Ergebnisse sind statistisch eindeutig. Es wurde aber nicht abgefragt, um welche Art von Störung es sich genau handelte. Zum Vergleich: In Deutschland insgesamt liegt die Häufigkeit von Sprech- oder Sprachstörungen bei Kindern je nach Diagnosekriterium zwischen zwei und 15 Prozent. Der Zusammenhang sollte deshalb weiter untersucht werden. Wichtig zu wissen: Die von den Eltern als diagnostiziert benannten Kinder unterschieden sich in ihren Leseleistungen nicht von der Restgruppe.

Wie gern lernen die Kinder im Rhein-Main-Gebiet?

Einige Studien zeigen, dass eine hohe Lärmbelastung in der Schule auch die Einstellungen der Kinder zur Schule und zum Lernen beeinflussen kann. Deshalb hat sich die NORAH-Studie auch mit der „schulbezogenen Lebensqualität“ befasst.


Dazu bewerteten die Kinder Aussagen wie zum Beispiel „Ich freue mich, neue Sachen zu lernen“ und „Ich fühle mich in der Schule wohl“. Im Ergebnis zeigte sich ein statistisch signifikanter , aber sehr geringer Einfluss des Fluglärms auf die Beurteilungen. Kinder, die vergleichsweise starkem Fluglärm ausgesetzt sind, stehen dem Lernen und der Schule etwas weniger positiv gegenüber. Der Unterschied beträgt nur ein Achtel eines Skalenpunkts auf einer vierstufigen Skala.


Auch die Eltern und Lehrkräfte wurden gebeten, sich zur Schulzufriedenheit der Kinder beziehungsweise zum Klima in der Klasse zu äußern. Hier zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zum Fluglärm.

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Ergebnisse NORAH-Kinderstudie: Interview mit Prof. Dr. Maria Klatte.

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