Lärmwirkungsstudie NORAH abgeschlossen

Die bislang umfassendste Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm zeigt differenzierte Ergebnisse. Einerseits wurde für alle drei Verkehrslärmarten (Flug, Straße und Schiene) festgestellt, dass sie teilweise Auswirkungen auf die physische und psychische Lebensqualität der Betroffenen sowie auf die Gesundheit haben. Andererseits sind die gesundheitlichen Risiken von Verkehrslärm insgesamt geringer, als teilweise im Vorfeld im öffentlichen Raum angenommen. Effekte auf den Blutdruck sind nicht nachweisbar. Verkehrslärm kann jedoch das Risiko für Depression und Herzschwäche erhöhen. Die Belästigung durch Fluglärm ist an allen untersuchten Flughäfen in den letzten Jahren stark gestiegen. Anwohner schlafen seit Einführung der Kernruhezeit (Nachtflugverbot) am Flughafen Frankfurt besser.

 

Frankfurt, 29. Oktober 2015. Die Autoren der NORAH-Studie stellten heute in Frankfurt die Ergebnisse der bisher umfassendsten Untersuchung der Wirkungen von Verkehrslärm der Öffentlichkeit vor. Fast fünf Jahre lang haben acht wissenschaftliche Institutionen und ein Ingenieurbüro die Auswirkungen von Flug-, Straßen- und Schienenlärm auf den Menschen erforscht. Die Untersuchungen fanden am Flughafen Frankfurt und in der Rhein-Main-Region sowie an den Vergleichsstandorten Köln/Bonn, Berlin und Stuttgart statt. Beim Herzinfarkt konnte nur in einer Teilgruppe ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit Fluglärm gefunden werden, beim Schlaganfall gab es keine klare Tendenz. Eindeutige Zusammenhänge gab es hingegen mit Straßen- und Schienenlärm. Ein Zusammenhang zeigte sich zwischen dauerhaftem Verkehrslärm und dem Auftreten von Depression und Herzschwäche. Dieser Zusammenhang gilt für alle drei untersuchten Verkehrsarten, also Straße, Schiene und Flugverkehr. Bei Depression zeigte Fluglärm den höchsten Effekt, bei Herzschwäche der Schienenlärm. Eine Erhöhung des Blutdrucks durch lang andauernden Fluglärm konnten die Wissenschaftler ebenfalls nicht nachweisen. Dieses Ergebnis widerspricht Hinweisen aus einigen bisherigen Studien. Die hohe Studienqualität festigt dieses Ergebnis jedoch: Es beruht auf weitaus mehr Blutdruck-Messungen und genaueren akustischen und Befragungsdaten. Insgesamt sind die von NORAH nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken durch Fluglärm geringer als bisher angenommen. 


Belästigung durch Fluglärm gestiegen

Generell fühlten sich die Anwohner des Frankfurter Flughafens durch Fluglärm mit gleichem Dauerschallpegel stärker belästigt als in früheren Studien. Auch an den untersuchten Vergleichsflughäfen lag die Belästigung deutlich über den EU-Standardkurven, die zum Beispiel für die Umgebungslärmrichtlinie der EU verwendet werden. Im Vergleich zu den Flughäfen Köln/Bonn und Stuttgart fühlen sich Menschen in Frankfurt bei gleichem Lärmpegel stärker belästigt. Die Belästigung stieg nach Eröffnung der Landebahn Nordwest im Jahr 2011 zunächst an und sank 2013 geringfügig ab. Die Wissenschaftler sprechen von einem „Change Effekt“ im Zusammenhang mit dem Ausbau des Flughafens. Sie konnten auch nachweisen, dass Fluglärm die Menschen stärker stört als Straßen- oder Schienenlärm. Ein differenziertes Bild ergibt sich auch bei den Wirkungen auf den Schlaf: Die NORAH-Schlafstudie zeigt, dass Anwohner des Flughafens seit Ein-führung der nächtlichen Kernruhezeit 2011 (Nachtflugverbot) besser durchschlafen. Dennoch fühlen sie sich morgens häufiger müde – bei gleichem Lärm. Personen, die dem Flugverkehr gegenüber eher kritisch eingestellt sind, schlafen schlechter als Luftfahrtbefürworter.


Umfassende Qualitätssicherung

„NORAH ist ein Meilenstein der Lärmwirkungsforschung. Viele Zusammenhänge wurden nie zuvor in der hier realisierten Breite und Tiefe untersucht“, sagt Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsmitglied des Frankfurter Forums Flughafen und Region (FFR). Alle Ergebnisse seien durch das einstimmige Votum des Wissenschaftlichen Beirats Qualitätssicherung abgesichert, der die Studie fortlaufend begleitet und überwacht hat. Wörner weiter: „Zunächst einmal finde ich es beru-higend, dass die von vielen befürchteten schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch den Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet nicht zu erkennen sind. Entscheidend sind hierfür nicht nur direkte gesundheitliche Wirkungen, sondern auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität und das hohe Maß an Belästigung, das in der Studie festgestellt wurde. Dabei – das zeigt die Studie deutlich – geht es nicht nur um Fluglärm. Verkehrslärm insgesamt stellt ein relevantes Thema dar, so dass auch bei der Straße und Schiene der Lärmschutz eine entsprechende Beachtung bekommen muss.“


Sorgsamer Umgang mit Ergebnissen

Insgesamt schaffe die Studie in vielen Bereichen Klarheit, zeige aber auch noch vorhandenen Forschungsbedarf auf. Dies gelte zum Beispiel für die bisher eher lückenhafte akustische Datenbasis im Bereich Straßen- und Schienenverkehr. Der Vorstand des FFR appelliert an alle Interessierten, Politiker wie Bürger, Luftfahrtbefürworter wie -gegner, mit den hochkomplexen Ergebnissen sorgsam um-zugehen und jede extreme Interpretation sowie voreilige Schlussfolgerungen zu vermeiden. Wörner: „Das Konsortium hat über 2.500 Seiten Ergebnisberichte vorgelegt. Wir müssen jetzt gründlich analysieren, welche Konsequenzen wir aus diesem Datenschatz ziehen können und müssen.“

 

Übersicht der Teilstudien

Das NORAH-Konsortium stellte heute die Ergebnisse der folgenden NORAH-Teilstudien vor:

  • Lebensqualitätsstudie
  • Studie zu Krankheitsrisiken
  • Schlafstudie
  • Blutdruckstudie

Die NORAH-Kinderstudie wurde bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht.

 

Der Vorstand des FFR
Der Vorstand des FFR besteht aus drei Mitgliedern:

  • Frau Anke Giesen, Fraport Vorstand
  • Herr Oliver Quilling, Landrat Kreis Offenbach
  • Herr Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor der ESA

 

Die NORAH-Studie
Die Lärmwirkungsstudie NORAH (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health) ist international die bislang umfangreichste Studie zu den Auswirkungen des Lärms von Flug-, Schienen- und Straßenverkehr auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung. Im Forschungskonsortium von NORAH haben sich neun renommierte Forschungs- und Fachinstitutionen aus Medizin, Psychologie, Sozialwissenschaft, Akustik und Physik zusammengeschlossen. Die Unter-suchungen wurden vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet sowie teilweise auch in den Regionen um die Flughäfen Berlin-Brandenburg, Köln/Bonn und Stuttgart durchgeführt. Auftraggeber der NORAH-Studie ist die Umwelt- und Nachbarschaftshaus GmbH (UNH) in Kelsterbach, eine Tochtergesellschaft des Landes Hessen. An der Finanzierung der Studie waren neben dem Land Hessen die Kommunen, Fraport, Luftverkehrsgesellschaften und das UNH beteiligt.

Wenn Sie mehr über die NORAH-Studie erfahren möchten, besuchen Sie die Website www.laermstudie.de, rufen Sie uns an oder fordern Sie per E-Mail eine oder mehrere der Broschüren als PDF an:

  • NORAH Wissen 10: Schlafstudie – Ergebnisse
  • NORAH Wissen 11: Blutdruckstudie - Ergebnisse
  • NORAH Wissen 12: Studie zu Krankheitsrisiken - Ergebnisse
  • NORAH Wissen 13: Lebensqualitätsstudie – Ergebnisse
  • NORAH Wissen 14: NORAH-Studie – Ergebnisse gesamt


Bildmaterial
Auf www.laermstudie.de finden Sie aktuelle Fotos der Pressekonferenz ab dem Nachmittag des 29.10.


NORAH-Pressebüro des Umwelthauses
Julia Seimel
Mann beißt Hund – Agentur für Kommunikation GmbH
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Forum Flughafen und Region
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Tel.: +49 (0) 61 07-98 86 8-11
E-Mail: johanna.schewe[at]umwelthaus.org
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