Kaum Zusammenhänge bei Brustkrebs entdeckt

Drei Studien hatten in der Vergangenheit nahegelegt, dass Verkehrslärm auch die Entstehung von Brustkrebs fördern könnte. Allerdings gab es für diese Annahme deutlich weniger Hinweise als bei den anderen bei NORAH untersuchten Krankheiten. Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland: Bei rund 70.000 Frauen in der Bundesrepublik stellen Ärzte jedes Jahr die Tumorerkrankung fest.
Kaum Hinweise auf Zusammenhang des Brustkrebsrisikos mit Verkehrslärm
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten keinen Zusammenhang zwischen dem 24-Stunden-Dauerschallpegel und dem Brustkrebsrisiko finden. Auch die Art der Verkehrsmittel, die den Lärm verursachen – Flugzeuge, Autos oder Züge – spielt für die Entstehung der Krankheit so gut wie keine Rolle.
Einzige Ausnahme bei lautem Fluglärm in der Nacht
Lediglich für einen sehr kleinen Teil der Versicherten konnte das NORAH-Team einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Lärm und Brustkrebs beobachten: Frauen, an deren Wohnorten der Dauerschallpegel zwischen 23 und 5 Uhr zwischen 55 und 60 Dezibel lag, hatten ein knapp dreimal so hohes Brustkrebsrisiko wie alle übrigen Frauen. Allerdings weisen die Autoren darauf hin, dass unter den Versicherten insgesamt nur 145 Frauen waren, an deren Wohnorten die Fluglärmbelastung so hoch war. Bei sechs von ihnen war in Brustkrebs diagnostiziert worden. Seit 2011 besteht ein Verbot für planmäßige Flüge zwischen 23 und 5 Uhr, deshalb ist der Dauerschallpegel in dieser Zeit inzwischen deutlich reduziert.
Lesehilfe Infografiken
Die Studie zu Krankheitsrisiken erforscht, ob bei steigender Lärmbelastung das Risiko steigt, eine der fünf untersuchten Krankheiten zu entwickeln. Die Ergebnisse ihrer Forschung geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Form sogenannter Expositions-Wirkungs-Kurven wieder.
1 | Dauerschallpegel
Diese Achse zeigt den Dauerschallpegel an. Von links nach rechts nimmt der Lärm zu. Für einige Berechnungen legten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch „Schallpegelklassen“ zugrunde. Lag zum Beispiel der Dauerschallpegel an der Adresse eines Versicherten bei 63,7 Dezibel, dann flossen seine Gesundheitsdaten in die Berechnungen für die Schallpegelklasse „≥60 dB – <65 dB“ ein.
2 | Risikoschätzer
Risikoschätzer geben an, wie hoch das „relative Erkrankungsrisiko“ ist. 1 entspricht gewissermaßen dem „Grundrisiko“ eines Menschen, der nicht durch Verkehrslärm belastet ist. Liegt der Wert höher, deutet das darauf hin, dass Lärm dieser Größenordnung zur Erkrankung beitragen kann. Zusätzliche Berechnungen müssen zeigen, ob ein erhöhtes oder erniedrigtes relatives Risiko statistisch signifikant und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zufällig zustande gekommen ist.
3 | Expositions-Wirkungs-Kurve
Die Expositions-Wirkungs-Kurve gibt an, wie sich mit zunehmendem Lärm das Krankheitsrisiko verändert. In diesem Beispiel steigt pro zehn Dezibel das Risiko um 2,8 Prozent. Zusätzliche Berechnungen zeigen, ob diese Steigung statistische Signifikanz besitzt.
4 | Konfidenzintervalle
Das Konfidenzintervall ist ein statistisch errechneter Vertrauensbereich ober- und unterhalb des Risikoschätzers. Je kleiner das Konfidenzintervall ist, desto zuverlässiger und aussagekräftiger ist der Risikoschätzer. Üblich ist die Angabe eines 95- Prozent Konfidenzintervalls. Das bedeutet – vereinfacht gesagt –, dass das „tatsächliche“ Risiko mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb dieses Bereiches liegt. Die Grafiken zeigen sowohl die 95-Prozent-Konfidenzintervalle der einzelnen Risikoschätzer an (schwarze senkrechte Linien) als auch das 95-Prozent-Konfidenzintervall ober- und unterhalb der Expositions-Wirkungs-Kurve (rosa Bereich).